Die Aussage des ehemaligen Dienstknechtes auf Hinterkaifeck Georg Siegl:
„…….
III. Bekanntlich wurde bei dem im Jahre 23 erfolgten Abbruch des Anwesens Hinterkaifeck im Dachboden unter losen Brettern eine Stockhaue gefunden, die mit Blut und Menschenhaaren beklebt war. Mit dieser Haue sind zweifellos die Bewohner des Anwesens erschlagen worden. Der Besitzer oder Eigentümer dieser Haue konnte lange Zeit nicht festgestellt werden. Am 5.Juli 23 wurde vom Amtsgericht Schrobenhausen der led. Dienstknecht
Georg Siegl
20 Jahre alt, bedienstet in Wangen eidlich über den Eigentümer der Haue einvernommen und machte derselbe folgende Angaben:
Vor 4 Jahren war ich 12 Wochen lang auf dem Hinterkaifecker Hof in Dienst. Während dieser Zeit hat der alte Gruber eine Reuthaue zusammengestellt. Den Stiel zu dieser Haue hat er selbst geschnitzt.
Da Gruber kein gelernter Wagner war, so ist der Stiel nicht sachgemäss hergestellt worden. Die Reuthaue, die mir soeben vorgezeigt worden ist, ist die, an die damals der Gruber den Stiel gemacht hat. Ich erkenne den Stiel ganz genau und zwar daran, dass nur die ersten 20 Zentimeter des Stiels an dem der Haue entgegengesetzten Teil des Stieles auf der einen Seite oval abgerundet, auf der anderen Seite aber flach abgeschnitzt ist, mit dieser Haue habe ich selbst gearbeitet.
Da die Haue am Stiel nicht festhalten wollte, hat der alte Gruber die Haue mit zwei Eisenbändern am Stiel befestigt und die Eisenbänder außerdem noch mit einer Schraube, die durch den Stiel hindurch ging, festgehalten. An dieser Schraube, die auf beiden Seiten über den Stiel hinausragt und die so befestigt ist, wie kein Fachmann sie befestigen würde, erkenne ich die Haue ganz genau.
Ein weiteres Merkmal sind die Splitterungen am Stiel, etwa 3 cm oberhalb des Kopfes der Schraube. Weiteres erkenne ich den Stiel daran, dass seine Holzfasern nicht in gerader Linie verlaufen, sondern an zwei Stellen wellenförmig geschweift sind. Endlich erkenne ich die Haue noch an dem Blatt der Haue. Ich war dabei als der alte Gruber den Stiel schnitzte und an der Haue befestigte. Ich war ebenfalls dabei, wie er die eisernen Klammern an der Haue anbrachte. Es ist gar kein Zweifel möglich, das die Haue, die mir heute vorgezeigt worden ist, eine andere sein könnte, als die, die sich der alte Gruber selbst zusammen gestellt hat.
Ich habe die Haue lediglich während meiner Dienstzeit ( es war dies vor vier Jahren und meine Dienstzeit dauerte 12 Wochen) im Anwesen des alten Gruber gesehen. Bei anderen Personen habe ich die Haue nicht gesehen.
Das Werkzeug und die landwirtschaftlichen Geräte wurden auf dem Hinterkaifecker Hof in der Scheunendurchfahrt aufbewahrt, wenigstens so lange als ich dort bedienstet war.
V.g.u.u. gez. Georg Siegl
Quellenhinweis:
Die eingestellten Akten werden im Staatsarchiv München unter der Archivsignatur
PolDir 8091B
verwahrt.
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