- Verdächtige -
Nach der Tat brach deutschlandweit eine regelrechte Hysterie aus, es wurden Menschen angezeigt, weil sie verwegen aussahen, mit einem grossen Geldschein bezahlt hatten oder auf einmal neue Kleidung hatten.
In der Umgebung von Waidhofen sind in der heutigen Zeit noch Familien zerstritten, weil sie sich gegenseitig der Tat bezichtigt haben.
Es wurden viele Personen verdächtigt, verhört, verhaftet und wegen fehlender Beweise wieder freigelassen.
Die Ermittlungen konzentrierten sich jedoch auf folgende Hauptverdächtige:
Lorenz Schlittenbauer
Er hatte 1918 ein Verhältnis mit Victoria Gabriel, wollte sie heiraten, aber ihr Vater war dagegen. Angeblich soll Josef von ihm sein. Andererseits hatte Victoria Gabriel jahrelang ein inzestuöses Verhältnis zu ihrem Vater, so dass Gruber genau so gut der Vater von Josef sein könnte.
Lorenz Schlittenbauer benahm sich beim Auffinden der Leichen sowie nachher sehr sonderbar, auf dem Weg nach Hinterkaifeck sprach er "Da rührt sich nichts mehr, entweder die haben sich alle aufgehängt oder sind erschlagen worden".
Als Nachbar (er wohnte nur ca. 350 m entfernt in Gröbern) hätte er sich problemlos auf den Hof schleichen können.
Gegen ihn spricht, daß der Asthmatiker war und rein körperlich Schwierigkeiten damit gehabt haben könnte, sechs Menschen in kurzer Zeit mit einer Reuthaue zu erschlagen.
Karl Gabriel
Karl Gabriel war Viktorias Ehemann. Er fiel am 12 Dezember 1914 im Ersten Weltkrieg. Angeglich war die Ehe nicht sehr glücklich.
Es wurde spekuliert, ob Karl Gabriel mit einem anderen Soldaten die Identität getauscht haben könnte und dann 1922 nach Hinterkaifeck zurückgekehrt sein, um sich zu rächen.
Dagegen spricht jedoch, daß der Tod von Karl Gabriel durch Zeugen, welche ihn von Kindheit an gekannt haben und mit ihm im Krieg waren, ausreichend und glaubhaft dokumentiert ist.
Joseph Bärtl
Der angeblich geisteskranke Bäcker floh 1921 aus der Heilanstalt Günzburg und wurde nie wieder aufgegriffen, er galt als verschollen. Bärtl war auf der Flucht und Heimatlos.
Dagegen spricht, daß das Geld und die Wertsachen liegengeblieben sind.
Fahndungsaufruf nach Joseph Bärtl von 1926
(Quelle: Staatsarchiv München )
Adolf Gump
Adolf Gump hatte sich damit gebrüstet, in Oberschlesien "neun Bauern getötet zu haben". Daher wurde am 9.April nach ihm und drei weiteren Freikorps-Soldaten gefahndet. In diesem Zusammenhang wurde spekuliert, dass Hinterkaifeck als Freikorps-Waffenversteck gedient habe. Gump galt als brutal und ihm wurde zugetraut, die Morde zu begehen. Außerdem sagt man, er hätte ein Verhältnis mit der Victoria Gabriel gehabt, was aber reine Spekulation war und bleibt.
Wendelin Kaspar und Bauer Thaler
Ihnen wurde vorgeworfen, mit Goldgeld nach dem Mord in Hinterkaifeck, den Neubau des Hauses ihrer Kinder, die ein Paar waren, finanziert zu haben.
Vor dem Mord wurde der Bau eingestellt wegen fehlender finanzieller Mittel.
Bei der Raiffeisenbank Waidhofen mußte ein Darlehen aufgenommen werden, das einen Bürgen erforderete. Dieser fand sich auch, aber nach dem Mord wurde er nicht mehr gebraucht.
Der Bau wurde fertiggestellt und die Handwerker wurden mit Goldgeld bezahlt.
Auch die Aussteuer der Tochter von Wendelin Kaspar soll mit Goldgeld finanziert worden sein.
Vor dem Mord waren Wendelin Kaspar und Bauer Thaler dicke Freunde, nach dem Mord jedoch Todfeinde.
Die Brüder Karl und Andreas S. Sattelberg
1971 kam wieder neuer Wind in die Ermittlungen von Hinterkaifeck.
Diesesmal war ein Brief von einer Therese T. der Auslöser.
Sie berichtete, als sie 12 Jahre alt war, bekam ihre Mutter Besuch von der Mutter der beiden Mörder von Hinterkaifeck. Während des Gesprächs fielen die Namen der beiden Männer, die den Mord begangen haben sollen: Die Brüder Karl und Andreas S. aus Sattelberg.
Nach der Vernehmung in ihrer Augsburger Wohnung berichtet diese, daß sie den Brief erst jetzt geschrieben habe aus Angst vor Rache.
Die Frau berichtet nun, daß sich die Mutter der Mörder später das Leben nahm, auf unvorstellbar grausame Weise:
Sie baute in ihrer Küche einen Scheiterhaufen auf, setzte sich darauf, übergoß das ganze mit Petroleum und zündete alles an.
Die Frau machte gegenüber der Polizei einen recht verwirrten Eindruck, jedoch besaß sie Aufzeichnungen ihrer Mutter, in denen unter anderem der Satz stand:
"Andreas reute, daß er sein Taschenmesser verlor..."
Der Kriminalinspektor war verwundert, daß die Frau ein Taschenmesser erwähnt, das der von ihr genannte Täter am Tatort verloren haben soll.
Als der Mordhof 1923 abgebrochen wurde, wurde ein Taschenmesser gefunden, von dem nur wenige Menschen gewusst haben. Die Herkunft des Taschenmessers wurde nie geklärt, es könnte dem alten Gruber genau so gehört haben, wie auch dem Mörder.
Auch diese Spur verlief im Sand. Die Ermittlungen wurden noch 1971 eingestellt.
Der Deimhauser Schweinehirt Josef P.
Auf der Gendarmeriestation Hohenwart erscheint 1935 eine junge Frau mit 20 Jahren, die sichtlich erregt zu Protokoll gibt, daß ihr Vater der Mörder von Hinterkaifeck war.
Sie erzählte , das vor etwa 2 Wochen ihr Vater gegenüber ihr dieses Geständnis abgelegt habe. Doch sie musste ihm versprechen, nichts weiter zu erzählen.
Er soll auch einen Komplizen gehabt haben, den er selbst angestiftet habe, dieser allerdings schon 2 Jahre tot wäre.
Er hat den Vorgang des Mordes ausführlich geschildert, auch das beide noch 2 Tage im Heu gelegen hätten, das Vieh gefüttert und gemolken hätten. Den Postboten haben sie gefürchtet und deßhalb wären sie geflohen.
Nach der Aussage der jungen Frau wird Haftbefehl gegen den Deimhausener Schweinehirt, der im Ort als Trinker und Unruhestifter bekannt war, erlassen.
Er wird in das Gefängnis nach Schrobenhausen gebracht, wo er, wie schon bei seiner Festnahme alles hartnäckig ableugnet.
Anfang Februar 1935 mußte er wegen Mangels an Beweisen wieder auf freien Fuß gelassen werden, denn bis auf die Aussage seiner Tochter konnte ihm nichts bewiesen werden.
Es bestand der dringende Verdacht, das die junge Frau aus Rache gehandelt hat.
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